Nachruf zum Tod von Dr. h.c. Dietmar Stüdemann, ehemaliger deutscher Botschafter in der Ukraine und danach Berater des Präsidenten der Ukraine, Vizepräsident und zuvor Präsident der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft für Wirtschaft und Wissenschaft e. V.
Nach gut überstandener schwerer Krankheit verstarb überraschend Dietmar Stüdemann in der letzten Woche in Berlin. Wir alle haben einen großen Freund und aktiven Mitgestalter unserer Arbeit verloren.
Unter den vielfältigen Aufgaben, die Dietmar Stüdemann als Diplomat im Auswärtigen Dienst wahrgenommen hat, lag ihm sein Engagement für die Ukraine in besonderer Weise am Herzen.
Seine gesamte diplomatische Karriere bewegte sich im Ost-West Spannungsfeld. Er wirkte in der deutschen Botschaft in Moskau 1977 bis 1981 und 1991 bis 1997, aber auch in Athen und Wien bei der KSZE-Nachfolgekonferenz. Von 2000 bis 2006 war er Botschafter in Kiew und danach auf besonderen Wunsch des damaligen deutschen Außenministers Frank-Walter Steinmeier Berater des ukrainischen Staatspräsidenten Viktor Juschtschenko.
In dieser Zeit entwickelten sich die freundschaftlichen Beziehungen zu unserer Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft, der er beim Auf- und Ausbau konstruktiv mit Rat und Tat zur Seite stand. So war es konsequent, daß Dietmar Stüdemann nach Beendigung seiner beruflichen Laufbahn mit seinen profunden Kenntnissen und seinem Rat in den Gremien unserer Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft mitwirkte, bis 2021 auch als deren Präsident.
Entscheidend für seine erfolgreiche diplomatische Karriere waren die guten Kenntnisse der russischen Sprache und Kultur, vertieft auch durch seine wissenschaftliche Tätigkeit an der juristischen Fakultät der Universität im damaligen Leningrad. Damit verbunden waren auch enge Kontakte zur Dissidentenszene, beispielsweise mit Begegnungen mit Lew Kopelew, Jelena Bonner und vielen anderen. Den Untergang der Sowjetunion hat er vor Ort erlebt u.a. bei Begegnungen und Gesprächen mit Gorbatschow und Jelzin. Seine größte diplomatische Bewährungsprobe war die Orangene Revolution 2004 in Kiew. Als Sprecher der westlichen Botschafter stand er in engstem Kontakt mit den Aufständischen, namentlich mit Viktor Juschtschenko und Julia Timoschenko. So konnte Dietmar Stüdemann wesentlich dazu beitragen, die Ukraine nach der Orangenen Revolution auf dem Weg in westliche demokratische Strukturen zu begleiten und zu unterstützen.
Wir in der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft haben stets seine hohe fachliche Kompetenz, sein ausgeprägtes strategisches Denken und sein Verantwortungsgefühl für die Ukraine erlebt und geschätzt. Dietmar Stüdemann hat sich in höchstem Maße für die Ukraine verdient gemacht. Mit Respekt vor seinem großen Lebenswerk werden wir ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Für das Präsidium der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft für Wirtschaft und Wissenschaft e. V.
Lukas Augustin
Präsident
Dr. Dr. h.c. Peter Spary
Generalsekretär